Infektionswellen ab Herbst (Pressemitteilung der DGKJ)

09.06.2022

Rechtzeitig die Versorgung von Kindern sichern!

Der ExpertInnenrat der Bundesregierung hat heute seine Empfehlungen für eine vorausschauende Pandemievorbereitung auf Herbst/Winter 2022/23 veröffentlicht.

Damit sei die wichtige Phase der Vorbereitung auf die zu erwartende Infektsaison eingeläutet, betont Prof. Dr. Jörg Dötsch, DGKJ-Präsident und Mitglied des ExpertInnnenrats der Bundesregierung: „Bereits die letzte Saison hat die ohnehin überlasteten Kinderkliniken und -abteilungen erheblich getroffen. Für den kommenden Herbst müssen wir besonders bei Säuglingen und Kleinkindern mit einem Wiederanstieg der saisonalen Atemwegserreger durch RSV- und Influenzaviren und mit einer noch stärkeren Infektionswelle rechnen – und erneut mit einer zusätzlichen Be- und Überlastung der Kinderkliniken. Hier müssen wir dringend vorausschauend und auch ganz konkret planen!“

Pädiatrische Versorgung sichern
Nach einer ausführlichen Darstellung der bisherigen COVID-19-Pandemie, von Impf- und Immunitätslücken und der Skizzierung möglicher Szenarien für den Herbst und Winter befasst sich das ExpertInnenpapier daher mit notwendigen Vorbereitungen, um die pädiatrische Versorgung der Kinder und Jugendlichen auch während neuer Infektionswellen sicherzustellen.

Die folgenden Maßnahmen empfiehlt das Gremium dringlich und innerhalb der nächsten 6 Monate zur Abmilderung einer möglichen Überlastung der pädiatrischen Versorgungskapazitäten umzusetzen - und schätzt diese zudem als „kritisch“ ein:
• Der gravierende Pflegepersonalmangel der Kinderkliniken ist kurzfristig nicht behebbar. Daher sollten Kinderkliniken u.a. eine besondere Unterstützung durch pflegeentlastende Berufsgruppen erfahren.
• Impfangebote sollten an Schulen und außerhalb intensiviert und die Impfempfehlung weitreichend genutzt werden, u.a. durch den ÖGD oder niedergelassene Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte sowie die mediale Aufklärung von Eltern und Kindern.
• Die Dämpfung einer möglicherweise starken saisonalen Grippewelle durch Impfung und besonnenes und rücksichtsvolles Verhalten (z. B. durch das Tragen von Masken) hilft, die Infektionslast in allen Altersgruppen zu reduzieren. Damit einhergehende verringerte Infektionszahlen auch im Kindesalter helfen, die mögliche Überlastung von Kinderkliniken zu vermeiden.
DGKJ-Präsident Dötsch: „Diese Schritte sind dringliche Maßnahmen, damit wir Kindern und Jugendlichen die ihnen zustehende medizinische Versorgung gewährleisten können. In der Pädiatrie müssen wir nun nachhaltige Strukturen auch über COVID-19 hinaus schaffen.“

Sekundärfolgen der Pandemie vermindern
Prof. Dr. Dötsch erinnert an die Schulschließungen vergangener Pandemiemonate und ihre negativen Auswirkungen: „KiTas und Schulen sind unverzichtbar für Kinder. Sie bieten nicht nur Raum und Rahmen für Bildung, sondern auch für das Lernen und die Entwicklung in vielen Lebensbereichen – das dürfen wir den Kindern nicht mehr vorenthalten“.
Besonders begrüßenswert in den aktuell vorgelegten Empfehlungen: Das ExpertInnenenpapier geht darauf ein, dass Kinder und Jugendliche mehr als gute medizinische Versorgung brauchen, um gesund aufzuwachsen – ein soziales und kulturelles Leben, Bildung und Förderung, Sport und Freizeit. Hiermit lassen sich Sekundärfolgen der Pandemie vermindern, die junge Menschen noch länger belasten werden.

Der ExpertInnenrat fordert u.a.
• die Vorlage einer Strategie zur Planung von Unterrichts-, Organisations- und Betreuungsformen in Schulen und KiTas unter Pandemiebedingungen,
• den Digitalisierungsgrad der Schulen systematisch zu erheben und innovative Unterrichtsformen zu etablieren,
• angepasste Hygiene- und Schutzmaßnahmen in Schulen und KiTas (z. B. situationsbezogene Testungen; verpflichtende CO2-Messung in Klassenräumen),
• Zugang zu Bildungs-, Freizeit-, Sport- und kulturellen Angeboten insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen; Programme zur Abmilderung des gestiegenen Medienkonsums sowie der Zunahme von Adipositas und Fehlernährung,
• Konzepte zur Erforschung und Versorgung von psychischen Auswirkungen der Pandemie müssen systematisch und flächendeckend verstärkt werden.

Zu den Empfehlungen des ExpertInnenrats der Bundesregierung:

11. Stellungnahme: Pandemievorbereitung auf Herbst/Winter 2022/23, 8. Juni 2022